Bis zur Entdeckung Amerikas galt El Hierro als die westlichste Insel der damals bekannten Welt. Bis ins 19. Jahrhundert war der Längenkreis, der durch den westlichsten Punkt von El Hierro ging, das Maß aller Dinge. Auf diese Position bezogen sich alle geographischen Längenangaben und Landkarten. Dann wurde dieser Meridian aber durch den durch die Sternwarte von Greenwich (England) abgelöst. Fast an diesem westlichsten Punkt Europas hat man Anfangs des 20. Jahrhunderts den Faro der Orchilla gebaut. Bis vor wenigen Jahren lebte in dieser Einsamkeit noch der Leuchtturmwärter. Heute arbeitet der Leuchtturm automatisch.
Man erreicht den Faro der Orchilla über eine zwar schmale und kurvenreiche aber gut befahrbare Straße von Sabinosa aus. Zuerst fährt man in der Nähe der Küste entlang. Nach wenigen Kilometern wendet sich die Straße in engen Serpentinen hinauf in die Berge. Am Anfang dieses Anstiegs zweigt rechts eine holprige Piste zum Strand von El Verodal ab. Wir folgen jedoch der Straße in die Berge. Nach dem Pass geht es wieder leicht bergab. Dann zweigt rechts die Straße zum Faro de Orchilla ab. Ein oder zwei Kilometer der Straße sind jetzt noch asphaltiert. Dann wendet sich der befestigte Weg nach rechts aber weit kommt man da nicht. Der richtige Weg führt erst geradeaus und dann in vielen Kurven hinunter zum Leichtturm. Diese letzten vier oder fünf Kilometer sind eine holprige Piste.
Ausgerechnet in dieser Gegend wollte man (oder will man es etwa immer noch?) eine Raketenstartbasis bauen. In Valverde und anderen Orten sah man Ende 1999 noch Aufschriften an Häusern, mit denen die Herreños gegen diese Startbasis und eine militärische Radareinrichtung auf dem Malpaso protestierten. (¡Ni lanzadera, ni radar!) Diese Aufschriften sind inzwischen größtenteils verblasst. Die entsprechenden Pläne hoffentlich auch.
Die Sonnenuntergänge hier am Leuchtturm oder an der nahen Laja de Orchilla sind schon etwas besonderes. Man sieht die Sonne im Meer versinken und man weiß, dass da hinten außer der Sonne nur Wasser ist bis man in ein paar Tausend Kilometern auf Amerika trifft. Aber so schön die Sonnenuntergänge hier auch sind, man sollte dabei nicht vergessen, dass man auch wieder zurück in das Hotel und die Pension muss. Und der Weg zurück hat es gerade in der hier herrschenden vollständigen Dunkelheit in sich. Man sieht zwar ein paar Meter Straße im Licht der Scheinwerfer, aber wenn man die Straße dann plötzlich nicht mehr sieht, erinnert man sich hoffentlich, ob hier eine Links- oder Rechtskurve unmittelbar vor einem liegt.